Wird wirklich über Rot gefahren? Ja! Das ist das eindeutige Ergebnis unserer Umfrage: Rund 52 Prozent derer, die diese Frage mit „ja“ oder „nein“ oder im Textfeld unter „Sonstiges“ beantwortet haben (insgesamt 258 Leute), gaben an, mit dem Fahrrad ab und zu oder regelmäßig über rote Ampeln zu fahren. Etwas weniger (48 Prozent; 234 Leute) der Umfrageteilnehmer gaben an, nicht mit dem Rad über Rot zu fahren – wobei zu dieser Gruppe auch einige gehören, die gar kein Rad fahren. Der Anteil der „Rotfahrer“ im Vergleich zu den „Rothaltern“ in Mainz ist möglicherweise also noch höher.

Interessant ist, was von den Umfrageteilnehmern als Begründung dafür genannt wurde, als Radfahrer Ampeln zu ignorieren. Ein häufiges Argument war die „fehlende Ausrichtung“ der Lichtanlagen auf den Radverkehr, wie ein Umfrageteilnehmer schrieb. Ein anderer nannte „das Gefühl, durch eine radfahrerfeindliche Ampelschaltung benachteiligt zu werden“ als Grund für das Überfahren roter Ampeln. Weitere thematisch passende Aussagen lauten zum Beispiel:

  • „Es gibt keine grüne Welle für das Tempo der Radfahrer“
  • „Ampeln sind für die Regelung des Verkehrs der (gefährlichen) Kraftfahrtzeuge nötig – aber nicht für Radfahrer“
  • „Beim Rechtsabbiegen sollte für Radfahrer die Grün-Pfeil-Regelung gelten“

Doch auch die „Abgase der Autos“ in denen man als Radler an roten Ampeln verharren muss, wurden mehrfach als Grund genannt. Und: Man will nicht aufgrund einer aufgezwungenen Stop-and-go-Mobilität Kräfte verschwenden – die man zum Radeln nunmal meistens braucht. Ein mehrfach genanntes Argument lautet, dass ständiges Anhaltenmüssen Fahrradfahren unattraktiv macht und somit ein Hemmnis auf dem Weg zur Verkehrswende ist.

Auch die folgende Argumentation zieht sich wie ein roter Faden durch die Umfrageergebnisse: „Als Radfahrer kann man Verkehrssituationen besser überblicken als Autofahrer“ – und so gefährlich wie die motorisierten Verkehrsteilnehmer sei man schon gleich gar nicht.

Freilich haben sich auch einige in der Umfrage zu Wort geäußert, die Radfahrern weniger hehre Motive beim Überfahren der Ampeln unterstellen. „Dumme Ignoranz und Lebensmüdigkeit“, vermutet beispielsweise ein Umfrageteilnehmer hinter den Bei-Rot-Fahrten der Radler. Ein anderer glaubt, dass „Leichtsinn und Stroh im Hirn“ gewichtige Gründe dafür seien. Ein Dritter schreibt nur: „Egoismus“. Wie fern solch spröde Weisheiten von der Wahrnehmung derer entfernt sind, die tatsächlich regelmäßig in Mainz auf dem Rad sitzen, zeigen die zuvor erwähnten Antworten …

Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Umfrageteilnehmer, die zu großen Teilen regelmäßig in Mainz mit dem Fahrrad unterwegs sind, sind mit einer Verkehrsinfrastruktur konfrontiert, die schlichtweg nicht zu ihren Mobilitätsbedürfnissen passt. Wer will, dass mehr Menschen aufs Rad steigen, sollte da was ändern und sich von der Auto-Zentriertheit der Verkehrsplanung entfernen. Zumindest sollte in Mainz aber über das Thema diskutiert werden!

Hier gelangt ihr zu der Auflistung aller Antworten. Sehr aufschlussreich!

 

Interessante Links zum Thema:

 

Update: 8. November 2015

Neue Fahrrad-Ampel Kreuzung Saarstraße MainzÜber unserem Artikel „Mehr als die Hälfte fährt bei Rot“ vom 8. August 2015 zeigten wir die Kreuzung Binger Straße – Ecke Römerwall vom Radweg aus. Eine Problematik an dieser Stelle war die Ampelschaltung, denn geradeaus fahrende Radfahrer und Fußgänger wurden teilweise durch abbiegenden Autoverkehr gefährdet. Hier hat die Stadt inzwischen nachgeholfen: Eine neue Fahrradampel regelt den Verkehr zusätzlich und sorgt dafür, dass sich abbiegende PKW und geradeaus fahrende Radler nun nicht mehr in die Quere kommen. Zufall oder sorgte unser Video für die notwendige Aufmerksamkeit?! Egal – solche Verbesserungen tun dem Radverkehr in Mainz gut.